Die Firma Teufelberger, die in St. Aegyd am Neuwalde (Bezirk Lilienfeld) Stahlseile für Seilbahnen und Kräne produziert, setzt wie viele andere Unternehmen auf Kurzarbeit. Gleichzeitig ist man zuversichtlich, gut durch die Krise zu kommen.
Noch im März waren bei der Firma Teufelberger die Auswirkungen der Coronakrise kaum zu spüren gewesen, im April brach der Umsatz jedoch deutlich ein. Seit Mai setzt das Unternehmen bei sämtlichen Standorten in Österreich auf Kurzarbeit, davon betroffen sind auch die rund 60 Mitarbeiter am Standort in St. Aegyd am Neuwalde. Seit mittlerweile 20 Jahren gehört das Werk im Bezirk Lilienfeld zu Teufelberger. Im Jahr 1846 wurden hier erstmals Stahlseile produziert. Damit zählt der Standort zu den weltweit ältesten Drahtseilwerken.
„Der Standort St. Aegyd war zum Zeitpunkt der Übernahme sogar etwas größer als das Drahtseilgeschäft, das wir in Wels hatten“, erklärt Vorstand Florian Teufelberger, der das Familienunternehmen in siebenter Generation führt. Insbesondere, was die Größe der Seile sowie die Konstruktionen betrifft, habe das Werk in Niederösterreich damals neue Möglichkeiten eröffnet. „St. Aegyd ist heute in der Gruppe ein Kompetenzzentrum für schwere Kranseile, die wir nur hier in der Qualität machen können, wie sie unsere Kunden verlangen“, so Teufelberger.
Die Coronakrise stellt viele Firmen vor große Herausforderungen, auch das oberösterreichische Unternehmen Teufelberger, das in St. Aegyd am Neuwalde Stahlseile produziert. Gleichzeitig ist man zuversichtlich, gut durch die Krise zu kommen.
Um die hochfesten Seile aus Kohlenstoffstahl herzustellen, greift das Unternehmen auf Drahtseile zurück. Diese werden in der benötigten Länge auf Spulen aufgerollt und können dann in die sogenannte Verlitzmaschine eingesetzt werden. „Eine Litze besteht aus vielen Drähten. Das heißt, bei diesem Prozessschritt werden viele Drähte in unterschiedlichen Lagen zusammengeschlagen“, sagt Gregor Rumpelmayr, Leiter der Stahlseilproduktion in Österreich bei Teufelberger.
Anschließend wird aus mehreren Litzen ein Seil produziert. Dazu werden die Litzen in einer Verseilmaschine gedreht und anschließend gefettet. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um die größte Verseilmaschine in Österreich. Bis zu 400 Meter Seil schafft die Anlage pro Stunde, ein Seil kann im fertigen Zustand bis zu 75 Tonnen wiegen. „Das Fett dient der Lebensdauer des Seils, dem Korrosionsschutz und verringert die Reibung zwischen den Komponenten“, erklärt Rumpelmayr.
Die Produktion von Stahlseilen ist der größte von drei Geschäftsbereichen, in denen die Firma Teufelberger tätig ist. Rund die Hälfte des Umsatzes von 257 Millionen Euro machte das Familienunternehmen im Vorjahr mit Stahlseilen. Diese werden nicht nur als Zug- und Tragseile für Seilbahnen verwendet, sondern sie kommen auch als Förderseile bei Materialförderbändern sowie bei Kränen – etwa auf Ölplattformen – zum Einsatz.
Weltweit beschäftigt das Familienunternehmen, das auch Werke in Thailand oder den USA hat, 1.380 Mitarbeiter. Der Standort in St. Aegyd – mitunter aufgrund der langjährigen Erfahrung – sei aber zentral für das Unternehmen. „Um eine Maschine selbstständig bedienen zu können, rechnen wir mit einer Ausbildungszeit von fast einem Jahr“, so Vorstand Florian Teufelberger. „Das ist einer der Gründe, warum wir die Produkte nur hier fertigen können. Der Ausbildungsstand und die Bereitschaft, sich mit dem Seil auseinanderzusetzen, ist in Österreich einfach besser als in anderen Regionen der Erde.“
Wann in St. Aegyd am Neuwalde und auch an den anderen Standorten in Österreich wieder Normalbetrieb herrschen wird, lässt sich laut dem Unternehmen derzeit nicht abschätzen. Die Auftragslage werde von Woche zu Woche neu beurteilt, heißt es. Teilweise hätten die Kunden ihre Aufträge aber nicht storniert, sondern nur verschoben.
Thomas Puchinger, noe.ORF.at